Busbegleiter

  • Das Projekt „Busbegleiter“

    Die tägliche Busfahrt ist für viele Schüler die erste Anstrengung am Morgen. Eigentlich könnte sie ein entspannter Start in den Schulmorgen sein, ein Weg, auf dem man sich einstellt auf die Schule, erste Gespräche mit Klassenkameraden führt, den Weg aus der Ruhe in die Betriebsamkeit des Miteinanders und des Schulmorgens findet. Doch für viele Schüler beginnt hier bereits der Tag mit Stress.

    In Bussen herrscht teilweise eine Lautstärke, die für Schüler und Fahrer unerträglich ist; es haben sich teilweise Umgangsformen etabliert, bei denen Streit, Beleidigungen, Übergriffe auf das Eigentum anderer – Schultasche, Kleidungsteile etc. – ein manchmal unerträgliches Maß annehmen.

    So hatten auch wir es zunehmend mit Beschwerden von Schülern über Schüler, von Schülern über Busfahrer und von Busfahrern über Schüler zu tun. Hier stand oft Wort gegen Wort und es war schwer, auch nur halbwegs objektiv Stellung zu beziehen und entsprechende Interventionen zu unternehmen.

    Obwohl Schulen für die Aufsicht in Bussen nicht verantwortlich sind und auch nicht verantwortlich sein können, stellte sich uns dennoch die Frage, wie wir erzieherisch auf ein besseres Klima, auf bessere Umgangsformen in den Bussen einwirken könnten.

    In Gesprächen mit unserem Schulpolizisten und dem Verkehrsunternehmen stießen wir neben etlichen nur schwer umzusetzenden Möglichkeiten auf den Gedanken der Busbegleiter. Dieser Gedanke erschien uns aus folgenden Überlegungen sinnvoll:

     

    • Die Busbegleitung sollte regelmäßig, d.h. möglichst täglich, stattfinden.
    • Sie sollte dauerhaft, d.h. über einen langen Zeitraum, stattfinden können.
    • Wir als Schule wollten regelmäßigen Kontakt mit den Busbegleitern haben und auf deren Wirken Einfluss nehmen. Hier sollte neben Schule und Verkehrsunternehmen keine neue eigenständige Struktur aufgebaut werden.
    • Es sollten keine Schulfremden auf Schüler unserer Schule Einfluss nehmen können, die sich unserer Steuerung entzogen.

     

    So sahen wir in dem Busbegleiterprojekt eine gute Möglichkeit, Einblick in das Geschehen der Busfahrten zu nehmen. Wir haben Einfluss auf die Wahl der Busbegleiter. Wir haben mit diesen regelmäßigen Kontakt. Wir können gemeinsam mit diesen Busregeln erarbeiten, aber auch die Regeln und Verhaltensweisen, die für die Busbegleiter wesentlich sind, damit diese deeskalierend eingreifen und nicht neues Öl ins Feuer gießen.

    Das Busbegleiter-Projekt erschien uns so eine sinnvolle und effektive Maßnahme, um o.g. Missstände zu beseitigen und allen Schülern wieder das Recht auf angenehme, sichere und entspannte Busfahrten zu ermöglichen.

    Im günstigsten Fall würde das Busbegleiterprojekt insgesamt positiv zum sozialen Zusammenleben an unserer Schule beitragen. So waren unsere Überlegungen.

    Um jedoch eine möglichst hohe Akzeptanz des Projektes bei allen Beteiligten zu erzielen, ist es unabdingbar, die ganze Schulgemeinde – Schüler, Lehrer, Eltern – in das Projekt einzubeziehen.

     

    Ausbildung und Unterstützung der Busbegleiter

    Der für uns zuständige Schulpolizist signalisierte von Beginn an die Bereitschaft, das Projekt längerfristig zu begleiten, ebenso wollte das Busunternehmen uns mit seinen Möglichkeiten zur Seite stehen, im Kollegium fand sich eine Person, die das Projekt leitete und für alle zur ersten Ansprechpartnerin wurde. Eine weitere Kollegin begleitete das Projekt in der ersten Zeit mit, danach wurde sie zur stellvertretenden Projektleiterin, die aber nicht mehr regelmäßig dabei sein musste. Einmal wöchentlich treffen sich die Schülerlotsen mit der Projektleiterin und in vielen Fällen mit dem Schulpolizisten zur Lagebesprechung. Hierfür haben sie einen festen Raum.
    Diese regelmäßigen Treffen sind zur Unterstützung der Busbegleiter zwingend notwendig. Dabei sind folgende Inhalte als notwendige Bausteine sowohl in der Ausbildung als auch als zur späteren Unterstützung anzusehen.

    Inhalte zum Schulprojekt „Schulbusbegleiter“

    • Stärkung der Schüler bei Konflikten – Wie verhalte ich mich in Konfliktsituationen in meiner Funktion als Schülerlotse?

    • Besprechung bzw. Aufstellung von Busregeln

    • Rollenspiele – Spielen typischer Konflikte im Schulbus und Möglichkeiten deeskalierenden Eingreifens

    • Erstellen und Überprüfen der Notizblätter (Einträge über Vorkommnisse am/im Bus)

    • Besprechung und Bearbeitung von Problemfällen

    • Einüben von Konfliktgesprächen mit potentiellen Störern in der AG Mimik/Gestik

    • Besprechung mit wiederholt auffälligen Schülerinnen und Schülern

    • Was sind Straftaten?

    • Verbales/Nonverbales Verhalten

    • Formen der Gewalt

    Anzahl der Schüler

    Da wir zwei Buslinien versorgen müssen, werden 15 bis 18 Schülerinnen oder Schüler, die wiederum selbst Fahrschüler sein müssen, dringend gebraucht. Nicht immer sind die Lehrer der Ansicht, dass die sich für diese Aufgabe meldenden Kinder auch die nötige Verantwortung und Akzeptanz der anderen mitbringen. Doch es hat sich gezeigt, dass viele Schüler geradezu mit ihrer neuen Aufgabe und Verantwortung wachsen.

    Alle Busbegleiter erhalten Schutzwesten und Kappen, damit sie als Busbegleiter erkennbar sind. Außerdem verwenden sie vorbereitete Notizblätter zur Erfassung von Fehlverhalten.

    Verfahrensweise zur Erstausbildung und zu Folgeausbildungen

    • Im ersten Halbjahr werden zunächst Schülerinnen und Schüler der 4. Schuljahre ausgebildet. Danach werden sie als Busbegleiter eingesetzt.

    • Wenn sich das Projekt bewährt, werden im 2. Halbjahr nach den Osterferien Schülerinnen und Schüler der 3. Klassen ausgebildet. Diese werden nach der Ausbildung und vor den Sommerferien als Hospitanten bei den amtierenden Busbegleitern der 4. Schuljahre eingesetzt. So können sie nach den Sommerferien ihre Aufgabe als bereits erfahrene Busbegleiter selbständig fortsetzen.

    Installation des Projekts in der Schule

    • Die Bus-AG erarbeitet mit den Kindern einen Regelkatalog (Busregeln, Maßnahmen bei Regelverletzungen, die Polizei ist dabei unterstützend tätig)

    • Alle Eltern werden über das Verfahren schriftlich informiert.

    • Alle Schüler werden durch die Klassenlehrerinnen mündlich und schriftlich durch einen Brief der Bus-AG über das Projekt informiert.

    • Kindern und Eltern werden die Busregeln und die Verfahrensweisen damit transparent gemacht.

    • Die Buslotsen stellen sich in allen Klassen persönlich vor.

    • In allen Klassen wird das Thema Busfahren jährlich ausführlich thematisiert.

    • Erstellen eines Einteilungsplans.

    • Information des Busunternehmens über den Start des Projekts.

    Verfahrensweise bei Regelverstößen im Schulbus

    • Immer zwei Kinder aus der Bus-AG fahren als Busbegleiter in den Schulbussen mit. Diese sind gekennzeichnet mit Westen und Kappen.

    • Die Busbegleiter notieren Namen und Art des Regelverstoßes der Kinder, die abgesprochene Regeln verletzt haben.

    • Diese Zettel werden den Klassenlehrerinnen der sich fehlverhaltenden Kinder übergeben. Hier wird das Fehlverhalten angesprochen und evtl. sanktioniert.

    • Sollte ein Kind 2-3 Mal innerhalb einer Woche von den Busbegleitern notiert worden sein, muss das betreffende Kind in der darauffolgenden Woche an der Bus-AG Stunde mit der Projektleiterin und dem Polizisten teilnehmen.

    • Sollten nach diesem Gespräch weitere Verstöße auftreten, muss das Kind zeitnah zu einem Gespräch mit dem Schulleiter.

    • Danach sind weitere mögliche Sanktionen: Elterngespräche und Ausschluss vom Busfahren

    • Die Busbegleiter sollen die Projektleiterin aber auch über den Umgang der Busfahrer mit den Kindern informieren.

    Probleme, die sich auf Seiten der Busbegleiter ergeben können

    • Mangelndes Vertrauen der Schülerinnen und Schüler in die Busbegleiter

    • Übermächtiges Auftreten der Busbegleiter

    • Willkürliches Handeln der Busbegleiter, Machtkämpfe untereinander

    Hier muss selbstverständlich seitens der Projektleitung interveniert werden.

    Anderseits muss auch erkannt werden, dass die Busbegleiter eine schwierige Aufgabe zu erfüllen haben. Seitens des Kollegiums muss darauf geachtet werden, dass diese Anerkennung erfahren und von Schülerinnen und Schülern ernstgenommen und nicht gehänselt oder geärgert werden.

    Unsere Busregeln

    • An den Haltestellen stellen wir uns auf und toben nicht. Bitte keine Laufspiele oder Ähnliches, das kann gefährlich werden.

    • Wir nehmen niemandem den Schulranzen, Turnbeutel oder anderes weg.

    • Beim Einsteigen drängeln wir nicht und setzen uns zügig auf einen freien Platz.

    • Wir lassen Erstklässler sitzen.

    • Wir setzen uns auch neben fremde Kinder.

    • Die Stangen sind zum Festhalten und nicht zum Turnen.

    • Wir benutzen keine bösen Wörter.

    • Der Busfahrer muss fahren, den stören wir auf keinen Fall.

    • Wir beleidigen, schubsen und schlagen nicht.

    • Essen und Trinken gehört nicht in den Bus.

    • Wir schreien nicht im Bus. Wir unterhalten uns nur mit unserem Nachbarn.

    • Wir hören auf den Busfahrer und auf die Buslotsen.

    Weitere Bausteine

    • Schulwegetraining mit dem Schulpolizisten jeweils im ersten Halbjahr des ersten Schuljahres, möglichst in der Zeit vor den Herbstferien.

    • Jährliches Busfahrtraining für alle Schülerinnen und Schüler der ersten Klassen auch möglichst vor den Herbstferien mit einem Bus der VWS, einem Fahrer der VWS und dem Schulpolizisten.(Ansprechpartner seitens der VWS: Busschule VWS, Herr Schneider, Mo-Fr. 08.15 – 14.30 Uhr, 0271-31814063, vws.schulbus@vws-siegen.de)